LIDIVOKA: Linguistic Diversity in the Volga-Kama Region

Dieses Projekt wird durch eine Förderung der russischen RFBR (20-512-14003 АНФ_а „Языковое разнообразие в Поволжском языковом союзе. Типология грамматических явлений и языковые контакты“) und des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF (Projektnummer I 4636, „Sprachenvielfalt in der Wolga-Kama-Region“) finanziert.

Die russische Wolga-Kama-Region, etwa 700 Kilometer östlich von Moskau in der Region des Zusammenflusses von Wolga und Kama nahe der Stadt Kasan gelegen, war schon seit vor Beginn der historischen Aufzeichnungen ein Schmelztiegel von verschiedenen Kulturen, Religionen und Sprachen. Die Sprachen, die heute in dieser Region gesprochen werden, gehören zu drei Sprachfamilien: Neben Russisch, einer indogermanischen Sprache, die weit entfernt mit Deutsch und Englisch verwandt ist und die etwa im 16. Jahrhundert zur dominanten Sprache der Region wurde, werden dort noch einige uralische Sprachen (verwandt mit Finnisch und Ungarisch) und Turksprachen (verwandt mit Türkisch), die in dieser Region schon vor der historischen Ausdehnung des russischen Reiches nach Osten verbreitet waren, von je einigen Hunderttausend Sprecher/innen gesprochen. Trotz ihrer großen Sprecherzahl und der weit zurück reichenden Präsenz in dieser Region sind viele Aspekte dieser Sprachen bis heute nicht ausreichend beschrieben.

Das vorliegende Projekt ist eine internationale Zusammenarbeit von österreichischen und russischen Wissenschaftler/innen mit dem Ziel, eine Online-Datenbank zu erstellen, die sowohl kommentierte audiovisuelle Materialien aus den Sprachen dieser Region als auch Informationen zur gegenseitigen Beeinflussung dieser Sprachen über die Zeit hinweg und deren weiterhin bestehende Unterschiede beinhalten wird. Es werden dabei nicht nur vergleichsweise offensichtliche Fälle von Beeinflussung wie Lehnwörter (d.h. Wörter, die aus einer Sprache in eine andere übernommen wurden) betrachtet, sondern auch weniger offensichtliche Fälle, wie diese Sprachen einander in der Grammatik beeinflusst haben – beispielsweise, wie Wörter in bestimmten Satztypen zusammen verwendet werden können. Die Datenbank wird nicht nur bereits bestehende Informationen aus früherer Forschung beinhalten, sondern auch neue Daten, die von unseren Moskauer Kollegen im Laufe des Projekts regelmäßig erhoben werden.

Unser Ziel ist es, unsere Ressourcen nicht nur der internationalen sprachwissenschaftlichen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung zu stellen, sondern auch den Sprecher/innen der Sprachen selbst. Unsere jedem offenstehende Datenbank/Ressource wird sie dabei unterstützen, sich ein besseres Bild der Geschichte ihrer eigenen Sprache und den Interaktionen mit Nachbarsprachen zu machen. Weiters werden wir unsere Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften, einer Reihe von Büchern, die besondere Forschungsfragen unserer Projektmitarbeiter/innen betreffen, sowie Nachschlagewerken und Lehrmaterialien für die Sprachen, die im Rahmen des Projektes untersucht werden, veröffentlichen.